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bnr.de Blick nach Rechts 7.4.15 -- Proteste und Teilerfolg gegen Ludendorffer

7. April 2015 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Artikelserie "Ludendorffer"

bnr.de 7.4.15 - Völkische Ostern

Völkische Ostern

Von Julian Feldmann

07.04.2015 -

Erstmals hat der völkische „Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff)“ (BfG) in diesem Jahr bei seiner Ostertagung in Dorfmark in der Lüneburger Heide auf sein Tagungshotel verzichten müssen. Ihre Veranstaltung konnten die Rechtsextremen dennoch in dem kleinen Ort abhalten.

In völkischer Tracht zum Sonntagsspaziergang. Foto: Julian Feldmann

Jahrelang hatte der BfG seine österlichen Treffen im Hotel „Deutsches Haus“ durchgeführt – und auch Aktivisten aus den Reihen der NPD konnten sich dort versammeln. Doch in diesem Jahr setzte die Betreiberin die Rechtsextremisten vor die Tür. Proteste und wirtschaftlicher Druck führten wohl dazu, dass die „Ludendorffer“, die seit über vier Jahrzehnten in Dorfmark zusammenkommen, dort nicht mehr erwünscht sind. Allerdings fanden die Anhänger der rassistischen und antisemitischen Lehren von Mathilde Ludendorff (1877-1966) im Ort schnell Ersatz. Bereits in den zurückliegenden Jahren hatten einzelne Veranstaltungen der BfG-Ostertagungen im großen Festsaal des Gasthofs „Zur Post“ stattgefunden, nun stand den „Ludendorffern“ das Lokal über das gesamte Osterwochenende zur Verfügung.

Vor dem Tagungshaus positionierten sich Karfreitag und Samstag Gegendemonstranten vom „Bündnis gegen die Ludendorffer“, das seit 2007 mit Straßenprotesten auf die Rechtsextremisten aufmerksam macht. Dass sich die „Ludendorffer“ nicht mehr im „Deutschen Haus“ versammeln können, werten sie als „kleinen Erfolg“. Mit Spruchbändern und Parolen zeigten die Protestler den Völkischen, dass sie in Dorfmark nicht willkommen seien. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) übermittelte den Demonstranten ein Grußwort, und auch ein Landwirt hing wieder ein Protestplakat gegen die „Ludendorffer“ an seine Scheune.

Während am Karfreitag nur rund 50 Ludendorff-Anhänger kamen, dürften es Ostersamstag bereits gut 100 gewesen sein, darunter über zwei Dutzend Kinder und Jugendliche. Von einem „Aussterben“ der völkischen Ludendorff-Bewegung kann also keine Rede sein. Die „Ludendorffer“ wollen unter sich bleiben, scheuen die Öffentlichkeit. Auch das Programm der Tagung, die stets von Karfreitag bis Ostermontag läuft, veröffentlicht der BfG nicht mehr. Nur zu einem Osterspaziergang gingen einige Frauen in völkischer Tracht durch den Ort, ansonsten blieb man zumeist im Tagungsgasthaus.

Antisemitisches Weltbild

Als Referent stand den „Ludendorffern“ in diesem Jahr der ehemalige Bundeswehr-Oberstleutnant Alfred E. Zips zur Verfügung. Der einstige Vorständler des revanchistischen „Witikobundes“ und Regionalbeauftragte der „Deutschland-Bewegung“ sprach zum „Schicksal der Kriegsgefangenen“, wie er sagte. Beim BfG sei er „nur Gast“, meinte er im Gespräch mit Journalisten, obgleich er bereits für das „Ludendorffer“-Blatt „Mensch und Maß“ geschrieben hatte. Ebenfalls für einen Vortrag angekündigt war nach bnr.de vorliegenden Informationen der ehemalige Vizepräsident des „Bundes der Vertriebenen“, Paul Latussek.

Ein Seminar hielt der rechtsextreme „Globalisierungskritiker“ Wolfgang R. Grunwald aus Ballrechten-Dottingen (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) in der „Post“ ab. Mit seinem offenkundig antisemitischen Weltbild passt der wegen Volksverhetzung verurteilte Grunwald ideologisch zu den „Ludendorffern“. Nicht das erste Mal trat Grunwald vor rechtsextremem Publikum auf. Mit Johann Thießen aus Hürtgenwald (Kreis Düren) nahm auch ein Vertreter der rechtsextremen, NPD-nahen „Russlanddeutschen Konservativen“ an der „geschlossenen Veranstaltung“ teil. „Ludendorffer“ reisten aus dem gesamten Bundesgebiet an.

Zwar beobachtet der niedersächsische Verfassungsschutz offiziell den BfG, den er als rechtsextrem und antidemokratisch einstuft, doch dürfte sich diese „Beobachtung“ auf ein bloßes Zur-Kenntnis-Nehmen beschränken. Im jährlichen Verfassungsschutzbericht wird die rechtsextreme Tagung, zu der bis zu 300 Teilnehmer anreisen, jedenfalls nicht erwähnt. Hintergrund ist, dass das Innenministerium in Hannover von einer Isolation der „Ludendorffer“ in der rechten Szene ausgeht. So verwies die Behörde noch im vergangenen Jahr darauf, dass der BfG „nicht in rechtsextremistische Netzwerke eingebunden“ sei.

Gut mit der Szene vernetzt

Die „Ludendorffer“ sind jedoch auch über ihre eigenen Vereine hinaus gut mit der Szene vernetzt: Bekannte Rechtsextremisten wie Richard Melisch treten als Referenten beim BfG auf. An einem Treffen der rechtsextremen „Gedächtnisstätte“ im thüringischen Guthmannshausen nahm im vergangenen Jahr auch die BfG-Vorsitzende Gudrun Klink teil. Ihr Ehemann sollte bei der Versammlung, zu der rund 250 Personen kamen, laut Einladung für die „Eingangsmusik“ verantwortlich sein. Auch Auschwitz-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel, die schon die BfG-Ostertagung in Dorfmark besuchte, war nach Guthmannshausen gereist. Zwei „Ludendorffer“ standen der „Gedächtnisstätte“ zudem bereits als Referenten zur Verfügung.

In Dorfmark waren in den zurückliegenden Jahren immer wieder prominente Rechtsextremisten aus anderen Bereichen vor Ort: der ehemalige NPD-Stratege Steffen Hupka etwa, der zeitweise mit einem Büchertisch vertreten war, und der Altnazi Hajo Herrmann. Doch weil der BfG seine Tagungen im Geheimen abhält, ist das Ausmaß der Vernetzung wohl auch für Verfassungsschutzämter schwer einzuschätzen.

Was hinter den verschlossenen Türen der „Ludendorffer“ passiert, soll nicht nach draußen gelangen. Oft werden eigene Veranstaltungen für Jugendliche angeboten. Welche Ideologie dort den Kindern vermittelt wird, zeigt ein Bericht aus den 1980er Jahren, der bnr.de vorliegt. Jugendliche hielten selbst Vorträge mit Titeln wie „Der Pfad der Menschen zum Helden Ludendorff“. Die „zeitgemäße Lebenskunde“, die für Heranwachsende wichtig sei, umfasse „ein gesundes Volk, das die Grundlage für das Leben und Schaffen des einzelnen Menschen ist“, „ein starkes Reich“ als „notwendige Bedingung für eine dauerhafte Erhaltung des Volkes“ und eine „klare Führung, welche die Erhaltung des Reiches ermöglicht“, heißt es dort.

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