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Bund für Deutsche Gotterkenntnis

20. Februar 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Artikelserie "Ludendorffer"

Bund für Deutsche Gotterkenntnis
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
 

Der Bund für (Deutsche) Gotterkenntnis (auch Ludendorffer oder Ludendorffianer) ist eine deutschvölkische, antisemitische Weltanschauungsgemeinschaft mit Sitz in Tutzing, die von den Verfassungsschutzbehörden als rechtsextrem eingestuft wird. Nach Eigenangaben beträgt die Anzahl der Mitglieder 12.000, der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz geht von nur 240 Mitgliedern aus. Der Bund für Gotterkenntnis hat die Rechtsform eines eingetragenen Vereins.

Inhaltsverzeichnis


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Weltanschauung

Die Weltanschauung des Bundes für Gotterkenntnis basiert auf der Philosophie Mathilde Ludendorffs, die sie als Weiterentwicklung der Kant'schen Ideen versteht und bezieht sich dabei besonders auf die Idee des Dinges an sich. Die Gemeinschaft lehnt einen personalisierten Gott ab und sucht die Erkenntnis Gottes in dem sie umgebenden Weltall, das nach Überzeugung der Gemeinschaft von „göttlichen Wesen durchseelt“ ist. Diese Vorstellung ist pantheistisch.

„Wir nennen das Wesen aller Erscheinung des Weltalls „Gott“ oder auch das „Göttliche“ unter besonderer Betonung, daß dieses Wort für uns nicht das allergeringste mit einer Gottvorstellung der verschiedenen Religionen zu tun hat.“

M. Ludendorff: Aus der Gotterkenntnis meiner Werke

Ergebnis der Gotterkenntnis im Ludendorff'schen Sinne ist das bewusste (Er)-Leben des Göttlichen um so den Einklang der eigenen Seele mit dem Göttlichen zu erreichen.

„Der Mensch soll Wesenszüge des Göttlichen bewußt erleben, göttliches Wollen erfüllen und in Worten, Taten und Werken auf Mit- und Nachwelt ausstrahlen.“

M. Ludendorff: Aus der Gotterkenntnis meiner Werke

Der Bund für Gotterkenntnis betrachtet die Trennung der Ethnien und Kulturen und die Vermeidung von Vermischungen als wichtigen Teil seiner Philosophie, da jedes Volk besondere Aspekte des Göttlichen repräsentiere und durch eine Vermischung von Volksgruppen und Kulturen diese verloren gingen. (siehe Rassismus)

„Sein Gottlied in Worten, Taten und Werken klingt daher anders als jenes eines anderen Volkes. Geht ein Volk unter, so schwindet hiermit ein Gottlied aus dem Chor der Völker. Es verarmt die Welt an Mannigfaltigkeit des Gotterlebens.“

M. Ludendorff: Der Volksseele Wirken in der Menschenseele und ihre Verschüttung durch Fremdlehre und Rassemischung

 

Kritik 

Die Weltanschauung des Bundes für Gotterkenntnis ist nach Ansicht von Kritikern auch im Kern durchzogen von Rassismus und Antisemitismus sowie Verschwörungstheorien. Die Auffassung der je nach Ethnie unterschiedlichen „Gotterkenntnis“ und die daraus abgeleitete Forderung „Rassenvermischung zu vermeiden“ ist dafür ein Beispiel. Darüber hinaus ist die Gedankenwelt der Ludendorffer durch angebliche Verschwörungen von überstaatlichen Mächten geprägt, unter ihnen Juden, Freimaurer, Jesuiten und die römisch-katholische Kirche, die die Weltherrschaft anstrebten. Die bereits vor 1933 formulierte Ideologie wird unverändert bis in die Gegenwart weitervertreten:

„Wir sind es gewohnt, in der Familie die heilige Kraftquelle eines wurzelfesten, rassebewußten Volkes zu sehen, und zu wissen, wie sehr sie auch noch den in ihrem Artbewußtsein entwurzelten Völkern Lebenskraft sicher kann.“

Mathilde Ludendorf 1930/Mensch und Mass Nr.18, 9/1989, S. 863, Spalte 1

Karla Poewe sieht eine Gemeinsamkeit der Ideen Ludendorffs zur Weltanschauung der Deutschen Unitarier und zur Deutschen Glaubensbewegung und beschreibt diese als unterschiedliche, aber verwandte Ideen eines europäischen, „rechts“ ausgerichteten Neopaganismus im Kontrast zur amerikanischen, eher „links“ orientierten Spielart.

 

Geschichte

Nachdem die beiden Vorläuferorganisationen Tannenbergbund und Deutschvolk am 22. September 1933 verboten wurden, erteilte Adolf Hitler Erich Ludendorff kurz vor dessen Tod die Erlaubnis zur Neugründung eines nationalreligiösen Vereines, der 1937 den Namen Bund für Deutsche Gotterkenntnis erhielt. Bereits vor 1933 distanzierten sich die Nationalsozialisten von Erich und Mathilde Ludendorff, deren Ausrichtung sie als zu radikal und zu transzendent empfanden.

1951 wurde der Bund offiziell neu gegründet. 1961 wurde er durch die Innenminister der Länder als verfassungsfeindliche Organisation und „Keimgebiet antisemitischer Gruppengesinnung“ (Verfassungsschutzbericht 1963) verboten. Im Jahre 1977 erfolgte die Aufhebung des Verbots der Ludendorffer wegen Verfahrensfehlern, jedoch wird der Bund bis heute vom Verfassungsschutz beobachtet.

 

Einrichtungen und Veranstaltungen

Der Bund für Gotterkenntnis unterhält mit dem Verlag Hohe Warte einen eigenständigen unternehmerischen Zweig, der die Weltanschauung der Ludendorffer publizistisch verbreitet.

Es bestehen mehrere als Ahnenstätten bezeichnete Privatfriedhöfe, deren Nutzung den Angehören des Bundes vorbehalten ist bzw. war. Sie befinden sich im Eigentum von Gruppen, die mit dem Bund für Gotterkenntnis verbunden sind.

Die weltanschaulichen Vorstellungen der Ludendorffer werden auf regelmäßigen Tagungen und Seminaren vermittelt. Daneben hat der Bund für Gotterkenntnis eine eigene Feierkultur.

 

Zeitschriften 

Am heiligen Quell Deutscher Kraft war eine Zeitschrift des Ludendorffs-Volkswarte-Verlages in München. Sie war teilweise eine Zweimonatszeitung, teilweise eine Wochenzeitung. Anfänglich war diese Zeitung eine rein philosophische Zeitung, die erst nach dem Verbot von Ludendorffs Volkswarte im Jahre 1933 auch politische Themen behandelte. Sie hatte im Jahre 1937 eine Auflage von 100.000 und wurde im Jahre 1939 verboten. Nach dem Krieg erschien ab 1948 als Nachfolgezeitschrift "Der Quell", der im Jahre 1961 nach einem Verbot durch die Zeitschrift "Mensch und Maß" abgelöst wurde. "Mensch und Maß" erscheint bis heute im Verlag Hohe Warte als philosophisch-politische Zweimonatszeitschrift des rechtsextremen Bundes für Deutsche Gotterkenntnis.

 

Literatur

  • Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein (Hrsg.): Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Schleswig-Holstein. Kiel 2000. ISSN 0935-4042
  • Mathilde Ludendorff: Aus der Gotterkenntnis meiner Werke. Selbstverlag, München 1935
  • Mathilde Ludendorff: Der Volksseele Wirken in der Menschenseele und ihre Verschüttung durch Fremdlehre und Rassemischung in: Gunther Duda, Volker Herzog, Franz Karg von Bebenburg: Rassen und Völker im Licht der Wissenschaften und der Gotterkenntnis M. Ludendorffs. S. 78-88. Verlag Hohe Warte, Pähl 1987. ISBN 3-88202-333-3
  • Karla Poewe: Scientific Neo-Paganism and the Extreme Right Then and Today: From Ludendorff's Gotterkenntnis to Sigrid Hunke's Europas Eigene Religion in: Journal of Contemporary Religion 14 (3), 387-400, 1999
  • Frank Schnoor: Mathilde Ludendorff und das Christentum: eine radikale völkische Position in der Zeit der Weimarer Republik und des NS-Staates Deutsche Hochschulschriften, Kiel 1998. ISBN 3-8267-1192-0
  • Erich Weferling: Kurze Einführung in die Gotterkenntnis. Verlag Hohe Warte, Pähl 1952

 

Weblinks

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