Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Eschede(nds): Schluss mit dem Na[ht]zischeiss

26. Mai 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Norddeutschland

Eschede(nds): Schluss mit dem Na[ht]zischeiss
Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen 25.05.2008 16:10
Image
Knapp 20 Kilometer nordöstlich von Celle,etwas außerhalb von Eschede liegt Hof Nahtz ein kleiner Bauernhof in der Südheide. Doch leider wird hier nicht nur Ackerbau und Viehzucht betrieben, der Hof ist seit 20 Jahren auch kontinuierlich ein Ort für Großveranstaltungen der extremen Rechten. Für den 21. Juli ist damit zu rechnen das die norddeutsche Neonaziszene dort eine Sommersonnwendfeier durchführt.
Halbjährlich finden dort Sonnwendfeiern statt, bei denen es sich keineswegs um harmlose Treffen von Freunden germanischer Rituale handelt: Sonnwendfeiern sind wie andere germanische Kulte auch Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie und wurden seit langem dazu genutzt, um das Gefühl der „Blutsgemeinschaft“ zu fördern.Die Besucherschaft dieser Treffen rekrutiert sich vor allem aus dem Spektrum der sogenannten „freien Kameradschaften“ aus Norddeutschland. Neben der Celler „Kameradschaft 73“ ist wohl vor allem die Teilnahme von Mitgliedern der „Nationalen Offensive Schaumburg“ zu erwähnen, die in den letzten Jahren durch ihre besonders brutale Vorgehensweise gegen politische Gegner und andere Menschen auch die Aufmerksamkeit vieler Medien bekommen hat. Teil dieser Gruppierung ist auch Marco Siedbürger, der 1999 in Eschede Peter Deutschmann zu Tode prügelte. Joachim Nahtz - der Besitzer des Hofs – der selbst zuletzt 2008 für die NPD kandidierte, ermöglicht so der gewaltbereiten Neonaziszene regelmäßige Treffen, deren Relevanz nicht zu unterschätzen ist...

So fanden auf seinem Hof außerdem mehrere Wehrsportlager, wie z.B. 1992 von der später verbotenen „Nationalen Liste“ aus Hamburg statt. Bei einer Hausdurchsuchung wurden bei Nahtz Waffen, SS-Liedgut und eine Reichskriegsflagge sichergestellt. Zudem war der Hof auch Veranstaltungsstätte für das Pfingstlager der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ) im Jahr 2007. Diese Organisation verfolgt eine Erziehung von Kindern und Jugendlichen nach NS-Ideologie und gilt als Nachfolgeorganisation der 1994 verbotenen „Wiking Jugend“.

Es existierte im Landkreis Celle von 1979 bis 1998 bereits ein Neonazi-Schulungszentrum, auf dem eben diese Organisation ihre Lager veranstalte. Auf einem größeren Grundstück, welches den Vereinen des Neonazi-Rechtsanwaltes Jürgen Rieger aus Hamburg gehörte, trafen sich jahrzehntelang verschiedenste Naziorganisationen. Nach antifaschistischen Protesten und vielen Medienberichten über das Treiben in Hetendorf wurden zwei Vereine von Rieger verboten und das Nazizentrum geschlossen.
Die oben genannten Veranstaltungen auf Hof Nahtz sind nur einige wichtige Beispiele von bekannten Aktivitäten. Was dort – gerade aufgrund von Nahtz engem Kontakt zur gut vernetzten Kameradschaft 73 – noch für weitere Treffen abgehalten werden, bleibt im Ungewissen . Fest steht jedoch, dass all diese Veranstaltungen der Vernetzung von Kameradschaften und der Förderung von NS -Ideologie dienen und damit aktiv die Strukturen der Neofaschisten stärken.
Dies darf nicht weiter so hingenommen werden – wir treten für ein sofortiges Ende der Nazitreffen auf Hof Nahtz ein.

Doch ein Ende dieser Treffen kratzt nur an der Oberfläche all der Probleme, vor denen unsere Gesellschaft steht. Denn nationalistische, rassistische, antisemitische und sexistische Denk- und Verhaltensweisen werden tagtäglich in der Mitte unserer Gesellschaft reproduziert. Die Einteilung in „lebenswürdige“ und „lebensunwerte“ Menschen wird nicht nur den Kindern auf dem HDJ-Treffen in Eschede beigebracht. Staatlicher Rassismus schickt Jahr für Jahr Menschen anderer Herkunft in den Tod oder in Folterknäste, weil sie in Deutschland kein Asyl bekommen und wieder in die Länder abgeschoben werden, aus denen sie geflohen sind.
Die Gleichberechtigung der Frauen ist noch lange nicht erreicht, so sieht nicht nur der Nationalsozialismus die Frauen am liebsten als Mutter und Hausfrau – noch immer fallen die Löhne der Frauen häufig deutlich geringer aus als die der Männer obwohl sie zudem meist einer Doppelbelastung durch Familie und Lohnarbeit ausgesetzt sind. Auch die Hartz-Reformen verstärken die Position der Frauen am Herd. Grundsätzlich zählt in der kapitalistischen Gesellschaft nur die Leistung, die der Einzelne für die Wirtschaft erbringen kann, wer nicht mithalten kann hat verloren. Menschen, die keinen Beruf haben werden als „asozial“ abgewertet und sozial ausgegrenzt. Diejenigen, die sich nicht in gewöhnliche Arbeitsverhältnisse integrieren lassen oder wollen, werden in Zwangsjobs mit einem zynischen Lohn von 1€ pro Stunde gesteckt.
Doch eine Gesellschaft sollte nicht von der Verwertbarkeit menschlicher Arbeitskraft, nicht von der Einteilung in bessere und schlechtere Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts oder ihres Aussehens bestimmt werden. Wir kämpfen für eine Gesellschaft ohne Rassismus, ohne sexistische Rollenaufteilungen, ohne den Zwang zur Lohnarbeit.
Es ist also nicht nur notwendig, den Nazis das Leben so schwer wie möglich zu machen - es gilt auch, die Ursachen zu bekämpfen, die zur Entwicklung rechter Einstellungen führen. Dazu ist es wichtig, die Perspektive einer emanzipatorischen Gesellschaft zu formulieren und voranzutreiben.

„Die Vernichtung des Faschismus mit seinen Wurzeln, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Antifaschistische Demonstration gegen Nazitreffen in Eschede
Samstag 21.Juni 2008
14.30Uhr Bahnhof Eschede
www.schlussmitnahtzischeiss.tk

Antifaschistische Aktion Lüneburg/Uelzen | Antifaschistische Aktion Celle

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Diesen Post teilen
Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post