Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Bundesweite Schülerproteste am 12.06.08

11. Juni 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Bildung

Wladek Flakin 11.06.2008 22:37 Themen: Bildung Soziale Kämpfe
Image
"Bildung ist eine Ländersache." Das lernen wir alle in der Schule. Aber SchülerInnen in allen Bundesländern der BRD haben ähnliche Probleme: die Klassen sind überfüllt, es gibt zu wenige LehrerInnen, es gibt nicht genug Geld für die Bildung. Deswegen hat Gruppe von SchülerInnen die Initiative ergriffen, einen bundesweiten Schulstreik zu organisieren.
Am morgigen Donnerstag soll es in Tübingen, Bad Doberan (nahe Heiligendamm), Kassel, Oldenburg und Ulm Schulstreiks geben. In vielen anderen Städten sind Aktionen geplant. Mit diesem bundesweiten Aktionstag geht es darum, die "Vereinzelung der Bildungs- und sozialen Kämpfe zu überwinden" ( http://arab.antifa.de/index.php/content/view/178/1/).

Wir brauchen mehr als "Schulstreik hier, Schulstreik da" alle paar Monate. Wir brauchen mehr als einen Kampf für bessere Schulen. Wir brauchen eine bundesweite und internationale SchülerInnenbewegung, die zusammen mit Studierenden, LehrerInnen, ArbeiterInnen und Arbeitslosen für ein Leben kämpft, das nicht den Zwängen des kapitalistischen Marktes unterworfen ist.

In Berlin werden SchülerInnen tagsüber Unterschriften vor ihren Schulen sammeln (mit Fußabdrucken - nach dem Motto "ich stehe auf gute Bildung!") und Transpis an ihren Schulgebäuden aufhängen. Dann um 16 Uhr wird eine Kundgebung vor dem Roten Rathaus stattfinden, um die Unterschriften und auch ein Ultimatum an den Senat zu übergeben.

Das Ultimatum lautet: 1) Schluss mit Unterrichtsausfall! Für die sofortige Einstellung von 3.000 LehrerInnen! 2) Wiedereinführung der Lernmittelfreiheit! Mehr Geld für die Bildung! 3) Rücknahme des Abiturs mit 12 Jahren! Nein zum Superstress!

Für den Fall, dass diese Forderungen nicht bis zum 1. September erfüllt werden, drohen die SchülerInnen mit drastischeren Maßnahmen. Es ist klar, dass eine bundesweite SchülerInnen- und Studierendenbewegung nicht von heute auf morgen entstehen kann. Aber der Protesttag morgen wird ein kraftvoller Auftakt für einen bundesweiten Bildungsstreik im Herbst sein. Für dieses Ziel arbeiten viele Schülergruppen und -initiativen in vielen Städten.

Wie ein Schüleraktivist aus Tübingen es ausdruckte: "Eine massive Streikwelle, gefolgt von einer bundesweiten Bildungskampagne, würde uns vielleicht vorwärtsbringen."

von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION ( http://www.revolution.de.com)



++++++ Flyer von der Berliner SchülerInneninitaitve ++++++

Am 22. Mai haben wir einen furiosen Schülerstreik- und -protesttag hingelegt – und jetzt geht es erst richtig los! Am 12 Juni gehen bundesweit Schüler_innen auf die Straße und protestieren laut und bunt gegen die Politik, die ihnen die Chancen auf eine Zukunft raubt.

Wir sammeln EURE Forderungen an die Berliner Politiker_innen. Steht mit EUREN Fußabdrücken dafür ein.

Kommt um 16:00 Uhr vor das Rote Rathaus. Dort werden wir EURE Forderungen und ein Ultimatum zur Verbesserung der Bildung übergeben.

Gründet weiter Aktionsgruppen, StreikKomitees, Schüler_innenVertretungen, Philosophie-Cafés, Politik-AGen, Video-AGen, Schüler_innenZeitschriften, TheaterGruppen, FotoClubs, Poet_innenClubs, Schüler_innenbands...

SchülerInnenbündnis „Bildungsblockaden einreißen!“

Mehr Infos:  http://www.schulaction.de



++++++ Interview aus der jungen Welt von heute ++++++

»Massive Streikwelle könnte uns vorwärtsbringen«
Am Donnerstag soll ein »bundesweiter Schulstreik« stattfinden. Zumindest in einigen Städten. Ein Gespräch mit Benjy Derin

Benjy Derin (20) ist Mitglied der »Freien SchülerInnen-Organisation Tübingen«

- Sie rufen für den morgigen Donnerstag zu einem »bundesweiten Schulstreik« auf. Wie »bundesweit« ist der denn?

In Tübingen, Ulm, Kassel, Oldenburg und Bad Doberan werden Schüler den Unterricht verlassen und auf die Straße gehen. In Berlin, Nürnberg, Stuttgart, St. Blasien und weiteren Städten werden Solidaritätsaktionen stattfinden. In Berlin etwa werden Aktivisten Unterschriften vor den Schulen sammeln und dann um 16 Uhr eine Kundgebung vor dem Roten Rathaus abhalten.

Was ist der Anlaß für den Streik?

Einen konkreten Anlaß haben wir nicht; wir warten auch nicht ab, bis einer kommt. Die Mängel unseres Bildungssystems erleben wir ja jeden Tag. Es wird flächendeckend gekürzt, deswegen gibt es in den meisten Schulen zu wenig Lehrer und zu große Klassen. Das mehrgliedrige Schulsystem führt darüber hinaus zu einer sozialen Auslese in einem sehr frühen Alter. In jeder Stadt kann jeder Schüler eine Reihe von Problemen aufzählen, die Anlaß zum Streik sein können.

- Bildungspolitik ist hierzulande Ländersache, Studentenproteste jedenfalls blieben eher auf einzelne Bundesländer beschränkt. Warum legen Sie den Schülerstreik bundesweit an?

Daß die Studentenproteste sich nach Bundesländern sortierten, sollte für uns kein Grund sein, es auch zu tun. Im Gegenteil – wir können nur bundesweit etwas bewegen. Eine massive Streikwelle, gefolgt von einer bundesweiten Bildungskampagne, würde uns vielleicht vorwärtsbringen.

- Wie haben sich die Aktivisten der Proteste organisiert?

Einige Beispiele: In Tübingen bildet die »Freie SchülerInnen-Organisation« die Basis. In den letzten Monaten haben regelmäßig Koordinierungstreffen stattgefunden, bei denen wir uns vernetzt haben. In Kassel gab es eine große Schülerversammlung mit 500 Teilnehmern, die den Streik beschlossen hat. In Berlin gibt es die Schülerinitiative »Bildungsblockaden einreißen!«, in Nürnberg gibt es das Schülerbündnis, und in weiteren Städten sind ähnliche Organisationen zu finden.

- Werden Sie von Gewerkschaften, Parteien oder Lehrern unterstützt?

Die Gewerkschaften GEW und ver.di haben uns finanziell geholfen, ebenso die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei – Heike Hänsel. Auch von Eltern haben wir unerwartet viel Unterstützung bekommen, denn gerade sie machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Natürlich reagieren auch viele Lehrer positiv - von der Bildungsmisere sind sie ja mindestens genauso betroffen wie wir.
Hier in Baden-Württemberg hatten wir als Partner vor allem auf die SMVen gesetzt, das sind die »Schülermitverantwortungs«-Gremien. Aber die haben sich eher zurückgehalten – wohl auch aus Angst vor Repressalien.

- Wie sollen die bundesweiten Proteste weitergehen?

Wir sind jetzt schon dabei, Vernetzungen für den nächsten bundesweiten Streik zu schaffen. Ins Auge gefaßt haben wir dafür den Beginn des nächsten Schuljahres, das wäre also im Oktober/November. Mit einer Vorbereitungszeit von mindestens vier Monaten und Auftaktstreiks im Mai und Juni stehen die Chancen so gut wie nie, etwas richtig Großes auf die Beine zu stellen. Deswegen wollen wir gleich am Anfang des Schuljahrs, im September, ein bundesweites Treffen organisieren. Die Strukturen der bisherigen Streiks sind noch vorhanden, neue entstehen und die bundesweite Kooperation läuft auf Hochtouren. In den Schulen wird es einen heißen Herbst geben!

Interview: Wladek Flakin, junge Welt vom 11.6.2008

Quelle:  http://www.jungewelt.de/2008/06-11/042.php

Mehr Infos: http:// bundesweiter-schulstreik.de

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Diesen Post teilen
Repost0
Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post