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Pressemitteilung - Zur Infoveranstaltung „Nazis, Tattoos, Paramilitärs...?“ am 8. September 2008 in Munster

25. September 2008 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Nazis Munster - Hildesheim

Zur Infoveranstaltung „Nazis, Tattoos, Paramilitärs...?“ am 8. September 2008 in Munster und der Berichterstattung in der Böhme -Zeitung


Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Interesse haben wir die Berichterstattung (vor allem in der Böhme Zeitung Soltau) zur Informationsveranstaltung am 8. September in Munster verfolgt.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass zu diesem Themenkomplex nun auch öffentlich und kontrovers diskutiert wird.
Allerdings finden wir den Umgang mit einigen Informationen und Stellungnahmen von Seiten der Böhme Zeitung sehr problematisch:
Klar ist, dass sich Herr Knoch, Herr Franke und Herr Ulrich in irgendeiner Form zu den von uns veröffentlichten Sachverhalten verhalten müssen. Aus diesem Grund verschickten sie eine Stellungnahme, über die in der Böhme Zeitung berichtet wurde (wohlgemerkt eine Stellungnahme, da die von uns präsentierten Fakten inhaltlich richtig und juristisch nicht angreifbar sind). Darin schreiben sie, dass sie sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung der BRD bekennen würden und politischen Extremismus ablehnen.
Solch ein Bekenntnis ist schnell geschrieben und auch notwendig, wenn sie ihre Läden weiterführen wollen. Warum aber mit der einfachen Behauptung, sich von der Nazi-Szene gelöst zu haben, eine Distanzierung erfolgt ist und das Problem gelöst sein soll, bleibt uns schleierhaft: Dieser Personenkreis bewegte sich in einem internationalen Netzwerk von Neonazis und Hannes Knoch war der Schweizer Zeitung „Blick“ zufolge sogar der Chef dieser Gruppierung in Deutschland. Ein Großteil der Personen, die in dem Firmengeflecht um Herrn Knoch aktiv sind, waren Teil dieses Netzwerks. Und die sollen alle gleichzeitig ausgestiegen sein und führen jetzt gemeinsam -allesamt geläutert- diese Geschäfte weiter?! Von Personengruppen, die sich aus solchen Strukturen persönlich und politisch gelöst haben, erwarten wir klarere Aussagen, die öffentlich nachvollziehbar sind und einen inhaltlichen und persönlichen Bruch mit der rechten Szene und der dazugehörenden menschenverachtenden Denkweise deutlich aufzeigen. Ohne diesen Schritt erscheint uns eine solche Stellungnahme als taktisches Manöver.
Das in dieser Stellungnahme mal wieder mit Teilinformationen bzw. der Auslassung von Informationen gearbeitet wird, wie bereits von unserem Referenten im Vortrag am 8. September vorgestellt wurde (es werden nur Tatsachen, die nicht mehr zu leugnen sind, eingestanden), zeigt wiederum die Strategie dieser Personengruppe auf: In der BRD würden keine Schießübungen stattfinden, heißt es in der Stellungnahme... Wie der ZDF-Bericht von Frontal 21 vom 27. Mai 2008 zeigt, gehören diese Ausbildungen jedoch zum Programm dieser „Schule“ und wie die Veröffentlichung der bereits erwähnten Schweizer Zeitung „Blick“ belegt, fand zumindest eines dieser Trainings in der Schweiz statt.
Neben diesen Sachverhalten interessiert uns natürlich sehr, wie es dazu kommen kann, dass sich -obwohl Herr Knoch, Herr Franke und Herr Ulrich sich aus der rechten Szene gelöst haben wollen (seit 2001 sogar komplett, wie Herr Knoch in der Böhme Zeitung vom 5. Juni 2008 angibt)- immer wieder Personen aus dem rechten Umfeld in diesen paramilitärischen Übungen und bei den Kickbox-Veranstaltungen auftauchen?
Herr Knoch begründete die Teilnahme einer Person aus dem Spektrum der neonazistischen Security-Gruppe „Selbstschutz Deutschland“ im Jahr 2006 damit, dass er nicht bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen die Gesinnung prüfen kann. Wäre die Person ausgeschlossen worden, wenn Herr Knoch die Gesinnung gekannt hätte?
Wir fragen uns weiter, wie es sein kann, dass Personen wie Sascha Braumann, der Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation JN in Magdeburg ist, bis zum Jahr 2005 an diesen paramilitärischen Übungen teilnehmen konnte?! Wäre die Person ausgeschlossen worden, wenn Herr Knoch die Gesinnung gekannt hätte? Wohl eher nicht: Herr Knoch und Herr Braumann kennen sich nämlich, und zwar aus ihrer gemeinsamen „Blood-&-Honour“-Vergangenheit: Beide wurden im März am Landgericht Halle wegen der Fortführung dieser verbotenen Organisation verurteilt. Die Gesinnung entscheidet also offenbar nicht, wer an diesen paramilitärischen Übungen teilnehmen darf.

Wieso kennen Herr Franke, Herr Ulrich und andere die rechtsorientierten Jugendlichen und Neonazis, die zum Teil den neonazistischen Kameradschaften „Freie Kräfte Munster“und „Snevern-Jungs“ angehören und grüßen diese vor dem Veranstaltungsraum am 8. September?! Warum können Personen mit Thor-Steinar-Bekleidungsstücken, die als rechte Szene-Marke gilt, eine Feier im Last-Resort (Hildesheim) ungehindert besuchen?

Weiterhin finden wir äußerst bedenklich, dass in der Böhme Zeitung einem aktiven Neonazi (Mitglied bei den „Snevern Jungs“ und NPD-Kandidat für die Landtagswahl) unkommentiert Raum zur Verbreitung ihrer merkwürdigen Sicht der Dinge eingeräumt wird?! Wieso werden diese Aussagen nicht hinterfragt, mit denen anderer Beteiligter verglichen und/oder kommentiert? So wäre bekannt geworden, dass dieser Neonazi noch zweimal auf dem Parkplatz am Veranstaltungsort aufgetaucht ist und dort nicht telefoniert, sondern die dort abgestellten PKW gefilmt hat.
Wir sind sehr besorgt über diese Vorgehensweise und rufen dazu auf, Aussagen dieser Personengruppen nicht einfach zu übernehmen, zu veröffentlichen und ihnen damit eine Plattform zu bieten, sondern diese Aussagen kritisch zu hinterfragen und dazu zu recherchieren!
Wir hoffen, dass bei der Veranstaltung im Café Atempause kritische Menschen anwesend sein werden, die die Aussagen von Herrn Knoch nicht nur hinnehmen und abschreiben, sondern hinterfragen und ihn mit den bereits oben skizzierten Widersprüchen konfrontieren werden.

Zum Schluss noch einige Anmerkungen zu den Äußerungen des Bürgermeisters der Stadt Munster:
Wieso kann der Bürgermeister unkommentiert eine Stellungnahme zu der Veranstaltung abgeben, in der er „sehr einseitige Informationen“ vermutet, die „sich auf Gerüchte, subjektive Wahrnehmungen und Bauchgefühl“ stützen? Wäre er anwesend gewesen, hätte er sehr genau nachvollziehen können, auf welche Quellen sich unser Referent bezogen hat. Er war aber gar nicht anwesend und kann deshalb gar keine angemessene Einschätzung der bereitgestellten Informationen abgeben! Oder stützte er sich auf sein Bauchgefühl?
Um es an dieser Stelle nochmals deutlich zu formulieren: Es geht nicht um die Stigmatisierung der Stadt Munster oder anderer Städte als rechte Hochburgen. Wir wollen über die gefährliche Schnittstelle von paramilitärischen Ausbildungen und der Teilnahme von Neonazis informieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Peter Körner


--
[AkA] - Arbeitskreis Antifaschismus Hildesheim
c/o Projektwerkstatt e. V.
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