Offener Brief an Ministerpräsident Christian Wulff - Raumstandards in Kitas
Bündnis für Kinder und Familien in Niedersachsen e.V.
Max-Eyth-Str. 40, 30173 Hannover
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Herr Ministerpräsident
Christian Wulff
Niedersächsische Staatskanzlei
Planckstr. 2
30169 Hannover Hannover, den 10. Juni 2009
Modellkommunen-Gesetz (ModKG) – Raumstandards in Kitas
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
noch in diesem Sommer soll das Modellkommunengesetz (ModKG) in ein Landesgesetz überführt werden. In dem für 3 Jahre in 5 Modellkommunen erprobten ModKG wurden nach
§ 4 Nr. 2 ModKG ( – Nicht anwendbare Vorschriften) die in der 1. DVO des Nds. Kita-Gesetzes geregelten Raumstandards ersatzlos aufgehoben.
Wir als Träger übergreifendes Kita-Bündnis sind in Sorge, dass die Aufhebung der pädagogischen Raumstandards jetzt Landesgesetz für ganz Niedersachsen werden soll. Die bisher in der 1. DVO KiTaG geregelten Raumstandards sind keine überflüssigen Bauvorschriften, sondern pädagogische Mindeststandards, die auf einem sehr niedrigen Niveau festgelegt wurden (z.B. 2 qm im Gruppenraum für ein Kindergartenkind, 3 qm für ein Krippenkind). Eine Unterschreitung dieser Standards kann pädagogisch überhaupt nicht mehr vertreten werden. Gleichwohl ist zu befürchten, dass gerade jetzt in Zeiten des notwendigen Kita-Platzausbaus und der erforderlichen Verlängerung von Öffnungszeiten zusätzliche Gruppen in bestehenden Räumlichkeiten eingerichtet werden oder neue Gruppen in nicht geeigneten Räumen untergebracht werden, wenn der Mindeststandard nicht mehr durch Gesetz abgesichert wird.
Für eine gute Bildungsarbeit in den Einrichtungen ist ausreichender „Spiel“-Raum unersetzlich, dies gilt umso mehr für die pädagogische Arbeit in den immer noch viel zu großen Kindergruppen in den niedersächsischen Kitas. Die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen müssen für die Kinder und die Mitarbeiter/innen dringend verbessert und nicht durch die Aufhebung von Mindeststandards noch verschlechtert werden! Hierauf haben wir im letzten Jahr mit unserer Eingabe an den Nds. Landtag „Das 1 x 1 der frühkindlichen Bildung“ deutlich hingewiesen. Auch die aktuelle Kampagne der Freien Wohlfahrtspflege „Kinder sind mehr wert“ fordert deutlich bessere pädagogische Standards (z.B. für mehr Platz für Kinder, 4qm im Gruppenraum für Kindergartenkinder, 6 qm für Krippenkinder). Bundesweit fordert die Fachöffentlichkeit einmütig eine deutliche Verbesserung der Strukturbedingungen in unseren Kindertagesstätten.
Falls es weiterhin geplant sein sollte, die pädagogischen Raumstandards in Kitas durch Landesgesetz aufzuheben, bitten wir Sie als Ministerpräsidenten, diese Gesetzesvorlage im Diskurs mit den Landtagsfraktionen und den Vertretern/innen der Praxis zu überdenken und von einer Aufhebung der Raumstandards in niedersächsischen Kindertagesstätten Abstand zu nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Gez.
Antje Rinne (Vorstandsmitglied)