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Abschiebung aus Celle am 12. Oktober 2011

16. November 2011 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Antirassismus | Asyl

vom 11. November 2011. veröffentlicht in Ausgabe 057 der Revista

„Es ging alles ganz schnell“

Foto: Lebenssituation von aus Deutschland abgeschobenen Roma im Kosovo (Pro Asyl Bericht 2009)

Während Nehad K. in der Ausländerbehörde des Landkreises Celle um Verlängerung seines Ausweises bat, rief die Mitarbeiterin (Frau B.) die Polizei, die Nehad direkt in die (offensichtlich vorbereitete) Abschiebehaft nach Hannover-Langenhagen brachte. Das war am Donnerstag, dem 6.10.2011 – am 12.10.2011 saß Nehad bereits im Flugzeug nach Belgrad.

Seine Frau und Kinder sind ratlos, wie es weitergehen soll. Die vier schulpflichtigen Kinder tragen Nehads Familiennamen. Ihre Eltern konnten wegen fehlender Papiere – wie viele Flüchtlinge aus dem Kosovo – nicht standesamtlich in Deutschland heiraten. Sie übten gemeinsam das Sorgerecht aus. Nehad K. ist ein liebevoller Vater, der auch noch für seine Kinder da war, als sich das Paar getrennt hatte und die Mutter sich einem deutschen Mann zuwandte und diesen heiratete. Wie das Leben so spielt: die Episode ist Vergangenheit.

In den letzten Jahren lebte Nehad K. mit seinen Kindern und deren Mutter in Celle zusammen und verdiente als Pizza-Kurier Geld, wovon er seine Frau und die vier Kinder unterstützte.

Nehad K. ist ein sich für andere Menschen engagierender Mann, der auch ehrenamtlich Dolmetscher- Dienste verrichtete. Er hatte eine neue Arbeitsstelle gefunden (in dem neuen Wohnort seiner Frau und der Kinder) und am 6. Oktober in der Celler Ausländerbehörde um die Erlaubnis gebeten, dorthin ziehen zu dürfen, wo diese Arbeitsstelle die Lebensgrundlage für die junge Familie sein sollte. Die Kinder und ihre Mutter haben eine Aufenthaltserlaubnis.

Eine Familie, abgeschoben aus Deutschland, im Nirgendwo gelandet.(Pro Asyl Bericht 2009)Warum die Ausländerbehörde des Landkreises Celle Nehad K. kein Bleiberecht einräumte, ist unbekannt. Vielleicht hat Nehad K. nicht ausreichend mit der Ausländerbehörde kooperiert – in den letzten Monaten konnte er keinen festen Wohnsitz nachweisen. Das soll der Grund dafür gewesen sein, dass die Sachbearbeiterin der Ausländerbehörde die Abschiebehaft durchsetzte – Straffälligkeit war jedenfalls nicht die Ursache für diese „Skandal-Abschiebung“ (so die Sachbearbeiterin, Frau B.) Sie hat vier Kindern den Vater genommen.

Vor knapp 20 Jahren war Nehad K. als 17-Jähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen – das heißt also, dass er länger in Deutschland gelebt hat als in seinem Herkunftsland (Kosovo). Abgeschoben wurde er nach Serbien, woher sein Ausweis stammt, den er vor gut sieben Jahren vom serbischen Konsulat in Hamburg erhielt.

Der kurzfristig eingeschaltete Rechtsanwalt erhielt die angeforderte Ausländerakte nicht rechtzeitig vor der Abschiebung, daher konnte er nicht die notwendigen Anträge stellen. Es ging einfach alles viel zu schnell!

Als Roma in Serbien wird Nehad K. kaum einen Zugang haben zu den (staatlichen) Sozialsystemen. Ob es ihm gelingen wird, irgendeine Arbeit / Unterkunft in der Fremde zu finden, bleibt abzuwarten – ist aber sehr ungewiss. Nehads Familie wünscht sich sehnlichst, dass er so schnell wie möglich nach Deutschland zurück kommen darf.

Allerdings müssten dann vorher die Kosten für die Abschiebung bezahlt werden. Dafür sind Spenden willkommen und werden erbeten mit dem Stichwort „Senaza“ (Name der ältesten Tochter) auf das Konto bei der Sparkasse Celle: 91 133 553 (BLZ 257 500 01)
Helga Habekost - im Namen des Unterstützer-Kreises

 

Appellieren Sie mit PRO ASYL an die Innenminister

Zwei Bleiberechtsregelungen, ein Verlängerungsbeschluss, eine Bleiberechtsregelung für Jugendliche – und immer noch leben 75.000 Menschen seit mehr als sechs Jahren ohne Aufenthaltsrecht in Deutschland. Sie alle bleiben von den bisherigen Regelungen ausgeschlossen – aus absurden und inhumanen Gründen: Für das geltende Bleiberecht sind sie zu alt, zu jung, zu arm, zu krank. Am 8. und 9. Dezember 2011 tagen die Innenminister der Bundesländer. Das Thema Bleiberecht muss dort auf die Tagesordnung!

Wir fordern die Innenminister auf, eine Regelung zu schaffen, die den vielen Menschen ohne sicheren Aufenthalt endlich eine Lebensperspektive bietet.

pro asylNehmen Sie teil an der Online-Aktion
Für eine neue Bleiberechtsregelung!“

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