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Buchenwald-Häftling Rudolf Brazda verstorben

5. August 2011 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Antidiskriminierung

  Foto: AFP
Er galt als letzter homosexueller KZ-Überlebende
Buchenwald-Häftling Rudolf Brazda verstorben
zuletzt aktualisiert: 04.08.2011 - 16:11

Berlin (RPO). Der von den Nazis einst wegen seiner Homosexualität verfolgte Buchenwald-Häftling Rudolf Brazda ist tot. Der 98-Jährige starb am Mittwoch in einem Pflegeheim im Elsaß, wie der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Brazda galt als letzter bekannter KZ-Überlebender, der wegen seiner sexuellen Veranlagung inhaftiert worden war.

Nach der Machtergreifung der Nazis wurde dem im thüringischen Meuselwitz geborenen Sohn tschechischer Eltern die Lebensgemeinschaft mit seinem Freund zum VerhängnisEr landete zunächst im Zuchthaus und wurde nach seiner Entlassung in die Tschechoslowakei abgeschoben. Dort holte ihn die NS-Barbarei nach der Annexion des Landes wieder ein.

Nach Angaben des Schwulenverbandes wurde Brazda von seiner Verschleppung durch die Nazis im August 1942 bis zur Befreiung durch die Amerikaner im April 1945 im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten.

Wowereit trauert um wichtigen Zeitzeugen

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sagte, Brazda sei ein Beispiel dafür, "wie wichtig die Erinnerungsarbeit für unsere Zukunft ist". Dies gelte umso mehr, als immer weniger Menschen authentisch von ihrer Unterdrückung während der NS-Diktatur berichten könnten.

Bei der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen 2008 in Berlin war Brazdas Schicksal der breiten Öffentlichkeit noch unbekannt. Der Schwulenverband Berlin-Brandenburg ging seinerzeit davon aus, dass es keine Überlebenden des NS-Terrors gegen Homosexuelle mehr gibt. Erst danach habe sich die Nichte Brazdas gemeldet und vom Schicksal ihres Onkels berichtet, sagte ein Sprecher des Verbandes.

          Träger des Ordens der französischen Ehrenlegion

Einen Monat nach der Einweihung des Denkmals besuchte Brazda die Berliner Christopher-Street-Day-Parade. Der Blick auf die vorbeiziehenden 450.000 Jünger der gleichgeschlechtlichen Liebe mache ihn glücklich, sagte er damals.

Brazda verbrachte die letzten Wochen seines Lebens in einem Pflegeheim im französischen Les Molènes. Vor seinem Tod wurde er vom Schwulenverband für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte ihm erst kürzlich den Orden der Ehrenlegion verliehen.

Im Konzentrationslager Buchenwald und seinen 136 Außenlagern waren zwischen 1937 und 1945 über 250.000 Menschen aus mehr als 50 Nationen inhaftiert. Mehr als 56.000 Menschen verloren dort in dieser Zeit ihr Leben. Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Die US-Armee konnte nur wenige Hundert Überlebende befreien, Brazda war einer von ihnen.

Der Schwulenverband schätzt, dass während des Nazi-Regimes rund 100.000 Männer wegen ihrer Homosexualität polizeilich erfasst wurden. Jeder zweite sei deshalb auch verurteilt worden, etwa 10.000 von ihnen kamen demnach in eines der Konzentrationslager.

         Quelle: RP-Online 04.08.2011

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