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Der braune Wolf im Schafspelz

24. November 2010 , Geschrieben von Parents Veröffentlicht in #Kampf gegen Nazis - Bundesweit

Der braune Wolf im Schafspelz

24. November 2010 | 00:10 Uhr | Von Thomas Schulze



Die Poster der Ausstellung erklären den Neofaschismus in Deutschland in Wort und Bild.

Die Zeiten von grün-orangenen Bomberjacken, schwarzen Kampfstiefeln mit weißen Schnürsenkeln, hellen Jeans und kahl rasierten Köpfen sind lange vorbei. Der klassische Neonazi der 1970er, 80er und 90er Jahre ist ausgestorben, allerdings nur, was sein Erscheinungsbild betrifft. Längst präsentieren sich Rechtsextreme in der Öffentlichkeit in normaler oder der linksextremen Szene zugeordneten Kleidung. Dieses und viele weitere Themenfelder stehen im Blickpunkt der Wanderausstellung "Neofaschismus in Deutschland" von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN - BdA) und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) Nord, die bis 3. Dezember von 8 bis 15 Uhr geöffnet ist. Zum mittlerweile fünften Mal wird die Ausstellung einem Publikum präsentiert, zum ersten Mal geschah das 1985.

Die "Wolf-im-Schafspelz-Problematik" kann Hartmut Büchsel von der VVN - BdA nur bestätigen: "In den letzten Jahren sind viele moderne Tendenzen in der rechten Szene erkennbar. Das betrifft vor allem die Kleidung." Dennoch stünden die Neofaschisten im Wertekonsens der Nationalsozialisten aus der NS-Zeit, wie Büchsel bei der Eröffnungsrede unterstrich.

Als Ausstellungsorganisator erinnerte Albert Leuschner (ver.di) an die Tradition in Eckernförde, sich gegen radikales Gedankengut zur Wehr zu setzen. Dennoch dürfe die braune Gefahr nicht unterschätzt werden, wie er mit einem Umfrageergebnis untermauerte: "20 Prozent der Befragten würden eine Partei rechts von der CDU wählen, das ist schon sehr bedenklich."

Bürgermeister Jörg Sibbel betonte die Wichtigkeit einer solchen Veranstaltung, die mit ihren Teilbereichen die Ideologie erklären, die rechte Struktur verdeutlichen, Licht ins neofaschistische Dunkel bringen und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus aufzeigen soll. Als Gastgeber rief Schulleiter Dirk Söhren dazu auf, bei der Erziehung die Persönlichkeit der Kinder zu stärken und Schüler zu differenziertem Denken anzuhalten. "Rassismus darf bei uns keinen Nährboden finden", so Söhren weiter. Dabei erinnerte er an Notizen Peter Ustinovs zum Thema Vorurteile, in denen der Schauspieler auf die Gefahr aufmerksam macht, die von einer im Gleichschritt marschierenden Masse ausgeht, indem sie dem Einzelnen Mut suggeriert und ihn somit nur allzu leicht mitreißen kann.

Als zentrale Aufgabe gewerkschaftlicher Politik bezeichnete ver.di-Bezirksgeschäftsführerin Ute Dirks den Kampf gegen den Rassismus. "Die Ausstellung ist ein Teil der vielfältigen Arbeit des Ortsvereins", sagte Dirks. Nicht ohne Grund, gehörten Gewerkschaften in der NS-Zeit doch zu den Organisationen, die von den Nationalsozialisten gleich zu Beginn des Machtantritts mit Gewalt und Blutvergießen brutal zerschlagen wurden.

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