NDR.de 29.4.11 Knast für HA-Chef
Vier Jahre Haft für Stefan R., den ehemaligen Präsidenten der Flensburger "Hells Angels". Der ehemalige Chef der mittlerweile verbotenen Flensburger "Hells Angels" muss für das Rammen eines Mitglieds der verfeindeten "Bandidos" auf der Autobahn 7 für vier Jahre in Gefängnis. Das Flensburger Landgericht verurteilte den Rocker am Freitag wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Außerdem wurde sein Führerschein eingezogen. Mit diesem Urteil blieb die Kammer unter der Forderung der Staatanwaltschaft. Diese hatte auf eine Freiheitsstrafe von sieben Jahren wegen versuchten Totschlags plädiert. Die Verteidiger dagegen hatten einen Freispruch beantragt.
Der Vorsitzende Richter Wolfgang Köhler sprach das Urteil in dem Prozess. Der "Bandido" war im September 2009 zwischen den Anschlussstellen Flensburg und Tarp mit einem Motorrad unterwegs, als er von dem verfeindeten Rocker mit dem Auto gerammt wurde und stürzte. Der Biker erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Der Mann leidet nach eigenen Angaben bis heute unter den Folgen des Unfalls und kann seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Bis zum Urteilsspruch des Gerichts am Freitag hatte sich in dem Prozess kaum ein Zeuge geäußert. Auch der Angeklagte selbst hatte sich in dem seit Juni vergangenen Jahres laufenden Verfahren geschwiegen. Da es unter den Rockerclubs als Ehrenkodex gilt, vor Gericht nichts zu sagen, wurde fast ein reiner Indizienprozess geführt.
Die brutalen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Rockergruppen haben immer wieder Polizei und Justiz in Schleswig-Holstein beschäftigt. Im Visier der Ermittler sind besonders die "Hells Angels" und die mit ihnen rivalisierenden "Bandidos". Auch die "Red Devils", die als "Hells Angels"-Unterstützer gelten, hat das Landeskriminalamt (LKA) im Blick. Bei den Konflikten geht es meist um Macht- und Gebietsansprüche.
Ende April 2010 verbot das Landesinnenministerium zwei Vereine der Rocker-Gruppen, den "Hells Angels"-Club in Flensburg und einen "Bandidos"-Club in Neumünster. Nur einen Monat später erklärten die beiden Rocker-Gruppen bundesweit einen "Friedensschluss". Seitdem hat sich die Lage nach Angaben des LKA nach außen hin zwar beruhigt. "Straftaten im Bereich der Organisierten Kriminalität gibt es aber nach wie vor", sagte Sprecher Stefan Jung.