NDR.de 3.8.13 -- Bad Nenndorf verhindert Nazi-Kundgebung
Bad Nenndorf verhindert Nazi-"Trauermarsch"
http://www.ndr.de/regional/dossiers/der_norden_schaut_hin/schauplaetze/badnenndorf427.html
Die meisten Gegendemonstranten hatte die Polizei vom Platz am Wincklerbad weggetragen - aber eben nicht alle. Neun Aktivisten hatten sich bis zuletzt angekettet und so den geplanten Verlauf der Nazi-Demo verhindert. Um 19.15 Uhr gaben die Rechtsextremen deshalb auf und erklärten den sogenannten "Trauermarsch" für beendet, ohne dass er wie geplant gestartet war. Zuvor hatten bis zu 1.800 Demonstranten den Platz über Stunden weitgehend friedlich blockiert und so Widerstand gegen das alljährliche braune Spektakel geleistet. Ihre Strategie, auf Zeit zu spielen, ging dabei auf: Die Demo der Rechten hätte laut Gerichtsbeschluss in jedem Fall spätestens um 20 Uhr beendet sein müssen. Unterstützung bekam der Protest der Bad Nenndorfer in diesem Jahr erstmals auch von Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD), der am Morgen die Stadt besuchte.
Dreh- und Angelpunkt des rechten Interesses an Bad Nenndorf ist das Wincklerbad. Britische Besatzungssoldaten nutzten das Bad von 1945 bis '47 als Internierungslager für NS-Schergen und mutmaßliche Kriegsverbrecher. Es kam dort auch zu Misshandlungen ehemaliger Wehrmachtssoldaten. Großbritannien entschuldigte sich dafür später. Nach der Auflösung der Grabstätte des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß im oberfränkischen Wunsiedel im Juli 2011 gilt Bad Nenndorf als einer der letzten rechten "Wallfahrtsorte". Mit ihrem "Trauermarsch" wollen die Neonazis an die Opfer des Vorgehens der Alliierten erinnern.