Neonazi-Treffpunkt: Ladenbetreiber gibt auf
Ortsamtsleiter Robert Bücking ist das im Prinzip egal, er freut sich, dass es in der Falkenstraße keinen Laden mehr gibt, der nach Einschätzung der Behörden als "Treffpunkt der rechtsextremistischen, subkulturellen Szene dient", wie es wörtlich im aktuellen Verfassungsschutzbericht steht. Es handelt sich um ein Sportartikelgeschäft, das zuletzt "Gladiator" hieß, besser aber unter dem Namen "Sportsfreund" bekannt war, als es noch in der Faulenstraße residierte. "Es ist einfach gut, dass der Laden nicht mehr da ist", sagt Bücking. Er hatte von vornherein klar gemacht, dass Ortsamt und Beirat alle Bestrebungen unterstützen würden, das Sportgeschäft mit seinen neonazistischen Bezügen aus dem Stadtteil herauszukriegen. Es ist dann, wie man hört, sehr subtil und geräuschlos Druck ausgeübt worden. "Die Eigentümer haben in der Demokratie eine Verantwortung", betont Bücking, "sie sollten ihre Häuser für solche Läden nicht zur Verfügung stellen."
In der Falkenstraße war die Hausverwaltung nach eigenem Bekunden völlig ahnungslos, als der Mietvertrag unterschrieben wurde. Ein Geschäftsmann, der Sportartikel verkauft, dachte der Makler. "Hätten wir von den Hintergründen gewusst, wäre es nie zu diesem Vertrag gekommen", versicherte er, nachdem bekannt geworden war, was für ein Laden das ist, der in der Falkenstraße eingezogen war.
Zuletzt war in der Stadt vor zwei Wochen gegen den "Gladiator" demonstriert worden. Die Veranstalter, das antifaschistische Bündnis "Ladenschluss 2.0", ließen nicht locker, ihr Ziel: die Auflösung des Mietvertrages. Gestern nun der Triumph "Es ist ein sehr guter Erfolg, dass der Laden wieder weg ist", schreiben sie in ihrem Internet-Blog, "egal, wo er neu aufmachen wird, wir werden weiter dagegen vorgehen."
Empörung über die Ansiedlung des Rechtsradikalen-Treffs gab es auch bei Schülern und Lehrern des Alten Gymnasiums. "Es ist doch vollkommen unstrittig, das ein solcher Laden nicht in die Nähe einer Schule gehört. Er gehört ja noch nicht einmal in die Stadt", sagte Schulleiterin Christa Sanders-Terhorst.
Ins Visier der Verfassungsschützer war der "Gladiator" alias "Sportsfreund" unter anderem durch die Ware gekommen, die in dem Geschäft verkauft wurde. Die Marke Thor Steinar zum Beispiel, die allgemein als Erkennungsmerkmal der neonazistischen Szene gilt und an Orten wie dem Deutschen Bundestag oder in Fußballstadien nicht mehr getragen werden darf.
Marten Ostendorf, Inhaber vom "Gladiator", erklärt seinen Rückzug aus der Falkenstraße mit der "unattraktiven Lage". Er räumt gegenüber unserer Zeitung aber auch ein, dass der Vermieter "nicht so happy" mit ihm gewesen sei. Ostendorf, der von sich behauptet, politisch weder links noch rechts zu stehen und mit seinem Warenangebot nach eigenen Worten lediglich ein gutes Geschäft machen will, hat noch keinen neuen Laden gefunden. Unsicher ist auch, ob er das Geschäft überhaupt weiter betreibt: "Ich weiß es noch nicht."