«Rädchen in der Vernichtungsmaschine der Nazis»
Die französische Staatsbahn SNCF hat eine Mitschuld an der Deportation von Juden in Nazi-Vernichtungslager zugegeben. Der Konzern sprach diese Entschuldigung allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken aus.
«Die SNCF war - wenn auch unter Zwang - ein Rädchen in der Vernichtungsmaschine der Nazis. Das werden wir nicht vergessen», sagte Bahnchef Guillaume Pépy in Bobigny bei Paris. Der Bahnhof von Bobigny, von dem aus 1943/44 etwa 20'000 Juden deportiert wurden, soll in eine Gedenkstätte umgewandelt werden.
«Im Namen der SNCF spreche ich den Opfern, den Hinterbliebenen und den Kindern der Deportierten mein Beileid aus», sagte Pépy. Er erinnerte zugleich daran, dass viele französische Bahnbeschäftigte dem Widerstand gegen die deutschen Besatzer angehörten.
Ganz uneigennützig scheint die Entschuldigung zu diesem Zeitpunkt nicht zu sein. Hintergrund ist der Kampf um lukrative Geschäfte in den USA. Die SNCF und der französische Zugbauer Alstom wollen mit ihren TGV-Hochgeschwindikeitszügen den US-Markt erobern. Derzeit geht es vor allem um zwei Strecken in Florida (Tampa-Orlando) und Kalifornien (San Francisco-Los Angeles).
Vergangenes Jahr sollte in Kalifornien ein Gesetz verabschiedet werden, nach dem ausländische Firmen, die sich an einer Ausschreibung für eine Bahnstrecke beteiligen wollen, ihre Rolle bei der Deportation von Juden offenlegen müssen. Der damalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger legte dann aber sein Veto ein. Eine saubere Vergangenheit spielt jedoch bei der Vergabe von Aufträgen weiterhin eine wichtige Rolle.
(dpa/sprm)
Quelle: Schweizer Fernsehen 25.01.2011